Christian Scheel

 

(Tonaufnahmen: horchmal! Musikproduktion)

Die Jann-Orgel in St. Martin ist in diesem Jahr 15 Jahre jung geworden. Für eine Orgel ist das wahrlich noch kein Alter. Dieses Instrument hat St. Martin zu einem kleinen Orgelzentrum zwischen Hannover, Bremen und Verden gemacht, denn dieses Instrument ist in seiner Konzeption und Qualität verbunden mit dem Raum der Kirche einzigartig in dieser Region. In zahlreichen Gottesdienste und Musikveranstaltungen hat sie ihre Qualität unter Beweis gestellt und immer wieder Hörer und Organisten fasziniert. Damit man ihren Klang auch zu Hause hören und verschenken kann, hat Kantor Christian Scheel im Oktober gemeinsam mit der Nienburger Kantorei eine neue CD eingespielt. Es wurden Werke von Johann Sebastian Bach, César Franck und Maurice Duruflé ausgewählt, die die klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes besonders gut zur Geltung bringen. Als inhaltlich roter Faden dient der Hymnus „Veni Creator spiritus“, der in verschiedener Gestalt zu hören ist. Auch dabei sind sehr populäre Werke wie „Prelúde, Fugue et Variation“ von César Franck oder die berühmte Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Die Nienburger Kantorei ist mit dem Hymnus „Veni Creator“ zwei Mal vertreten und setzt zur Orgel einen wirkungsvollen Kontrapunkt.
Die CD ist ab Dezember im Kirchenbüro und in der geöffneten Kirche zum Preis von 15,-€ erhältlich und eignet sich hervorragend auch als spezielles Geschenk aus Nienburg. Mit der CD wird auch für die Stiftung St. Martin geworben, die diese CD mitfinanziert.

Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Toccata in E-Dur wird in die Zeit zwischen 1706 und 1708 datiert. Das Werk ist durch die Mehrteiligkeit deutlich an norddeutsche Vorbilder angelehnt, erst später entwickelt sich die zweiteilige Form mit Präludium und Fuge. Doch handelt es sich bei diesem Werk unverkennbar um reinen Bach. Schon die Einleitung mit bis zu siebenstimmigen Satz, Pedalsolo und ausgreifenden Modulationen wäre so etwa bei Buxtehude nicht denkbar gewesen. Die erste Fuge hat noch nicht die späte Meisterschaft und kompositorische Dichte und gefällt eher durch Spritzigkeit und Spielfreude. Nach einer rezitativartigen Passage mit Pedalsolo und quasi Pedaltriller schließt sich eine zweite Fuge an, die im Dreiertakt majestätisch daherkommt. Nach wenigen Takten entpuppt sie sich aber als Fugato und löst sich in virtuoses Figurenwerk auf. Ein letztes Pedalsolo leitet den Schluss mit den mächtigen Akkorden ein.
Cesár Franck (1822-1890) gilt als Vater der sinfonischen Orgelmusik in Frankreich, weil er die Neuerungen im Orgelbau durch Artistide Cavaillé-Coll in seinen Kompositionen erstmals zu nutzen wusste. So ist das besonders mit Zungenstimmen reich besetzte Schwellwerk in den Werken Francks unverzichtbar. Francks „Prélude, Fugue, Variation“ op. 18 zählt zu seinen bekanntesten Werken. Die klare Formanlage und die inspirierte Melodie sind Gründe dafür. Eine Überleitung auf dem Schwellwerk führt vom Prélude in die Fuge. Faszinierend ist, wie sich die Harmonik ganz aus der Kontrapunktik der einzelnen Stimmen ergibt. Mehrere Engführungen des Themas zeigen Francks kompositorisches können. Schließlich bricht dieser Teil nach einer Steigerung auf der Dominante Fis-Dur ab. Die Variation beginnt mit filigranen Begleitfiguren in Sechzehnteln, dazu tritt später die Melodie des ersten Teils.
Martin Luther übertrug zahlreiche Hymnen der alten Kirche ins deutsche. „Veni creator Spiritus“ heisst dann „Komm Gott, Schöpfer, Heiliger Geist“. Die Melodie bleibt im Wesentlichen gleich und wird nur etwas vereinfacht. Johann Sebastian Bach führt die Melodie in seinem Choralvorspiel zwei Mal durch. Am Anfang liegt sie in der Oberstimme und das Pedal spielt in diesem 12/8-Takt nur auf den dritten Zählzeiten. Damit soll innerhalb der Dreieinigkeit ein Akzent auf den Heiligen Geist gelegt werden. In der zweiten Durchführung liegt die Melodie im Bass und wird zum Fundament für die reichhaltigen Bewegungen der Oberstimmen, die das unermessliche Wehen des Heiligen Geistes zeigen sollen.
Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata d-Moll eignet sich hervorragend eine Orgel in ihren klanglichen Möglichkeiten vorzuführen und ist noch heute zum Beispiel Jugendlichen wenigstens grob bekannt. Es sind nicht immer die bedeutendsten Werke eines großen Meisters, an die sich die tyrannische Liebe des großen Publikums heftet, aber sie müssen typische Eigenschaften ihres Schöpfers in einer Weise ausdrücken, wie ihn die tausendköpfige Menge sich denkt. […] Und so hat auch die d-Moll-Toccata kraft ihrer charakteristischen Eigenschaften eine Ausnahmestellung errungen, die ihr im Gesamtwerk Bachs nicht zukommt. Es gibt zweifellos bedeutendere Fugen von Bach über bedeutendere Themen; es gibt aber kein zweites Beispiel eines so packenden Anfangs wie den der Toccata mit ihrem wie ein Blitzstrahl niederfahrenden Unisono, dem lang hinrollenden Donner der gebrochenen Akkorde der vollen Orgel, den stürmisch wogenden Triolen! Vier Takte hindurch tobt Bach im verminderten Septakkord auf unbd nieder, bis das Pedal mit gewaltigem Ernst das Wort nimmt: in der Tat, die Toccata bedeutet eine unerhörte Zusammenballung und Steigerung der improvisatorischen Elemente dieser Gattung. Ihr gegenüber bringt die Fuge eine Entspannung, aber der Toccatenschluss stellt die Spannung des Anfangs wieder her. Die Fuge bildet also nicht den hochgelegenen Mittelpunkt des Werkes, sondern sie liegt in einem Wellental zwischen den Höhepunkten des Anfangs und des Schlusses. (Hermann Keller)
Marice Duruflé (1902-1986) gehört zu den wichtigen Vertretern der französischen Orgelmusik des 20. Jahrhunderts. Als Komponist galt er als äußerst selbstkritisch und ließ sich Zeit in der Ausarbeitung der Kompositionen. Seine Werke zeigen durch feinnervige Bewegungen und eine an Debussy geschulte Harmonik eine impressionistische Farbgebung. Zusammen mit gregorianischen Vorlagen entstehen Werke in ganz eigenem Klangkolorit. Prélude, Adagio et Choral varié sur le theme du „Veni Creator“ op. 4 ist das typischste Werk in dieser Art. In zarter Bewegung wird motivisch auf den Choral Bezug genommen. Das Adagio arbeitet mit der ersten und dritten Choralzeile und steigert sich zu einer dramatischen Toccata. Daraufhin folgen Variationen die den Choral immer vollständig und teilweise auch im Kanon durchführen. Zwischen den Variationen singt eine Schola der Nienburger Kantorei die Choralstrophen.

Die CD kann hier online bestellt werden!

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